Luna
Luna Ali arbeitet als Autorin und Performerin an verschiedenen Theatern. Kommunistisch sozialisiert, Tochter politisch Verfolgter Syrer:innen, ehemalige Alarm-Phone-Aktivistin und aktuell Mitglied des Sea-Watch Airborne-Teams.
Sessioni
English
Ever wondered who those people are flying small planes over the Mediterranean, spotting boats and making governments uncomfortable? Meet Airborne, the part of Sea-Watch that swapped rescue ships for wings — because watching from above is the only way to see what’s not supposed to be seen.
In this presentation, we’ll walk you through the origin story of Airborne, what exactly we’re doing up in the air, and why our footage keeps ending up in court cases, human rights reports, and aims to cause political scandal. We'll also highlight some of the most striking recent missions. The topic is grim so sure (border violence, abandonment at sea, bureaucratic indifference), but we’ve included a few well-placed memes to soften the existential dread.
Deutsch
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer diese Leute sind, die mit kleinen Flugzeugen über dem Mittelmeer Boote entdecken und Regierungen in Verlegenheit bringen? Lernen Sie Airborne kennen, den Teil von Sea-Watch, der Rettungsschiffe gegen Flügel eingetauscht hat – denn nur wer von oben beobachtet, kann sehen, was nicht gesehen werden soll.
In dieser Präsentation führen wir Sie durch die Entstehungsgeschichte von Airborne, erklären, was genau wir in der Luft tun und warum unsere Aufnahmen immer wieder in Gerichtsverfahren und Menschenrechtsberichten landen und politische Skandale auslösen sollen. Wir beleuchten außerdem einige der auffälligsten Missionen der letzten Zeit. Das Thema ist zwar düster (Grenzgewalt, Verlassenheit auf See, bürokratische Gleichgültigkeit), aber wir haben ein paar gut platzierte Memes eingefügt, um die existenzielle Angst zu mildern.
Deutsch
»Die Geflüchteten, Verfluchten, die über die Grenzen hinweg nach Europa gelangt waren, langten nach den Augen der Welt, in den Augen der Europäer*innen, denn in ihren Augen waren sie die Welt, sie trugen eine Frage im Gepäck: Wer nur noch sein Leben zu retten hat, der hat nichts mehr zu verlieren, auch das Leben nicht, Widerstand zwecklos, wer trägt dann noch die Hoffnung?«
Ja, wer trägt die Hoffnung? Eine Frage, die dringlicher nicht sein könnte. Zwei Autor:innen nähern sich ihr von ganz verschiedenen Ausgangspunkten, die dennoch im salzigen Wasser des Mittelmeeres aufeinandertreffen: Luna Ali’s Debütroman »Da waren Tage« verarbeitet die Erfahrung der syrischen Diaspora in Zentraleuropa, angesichts der Revolution 2011 und ihrer langen, brutalen Verschleppung. Chris Grodotzki's Ende Februar erscheinender Reflexionsband »Kein Land in Sicht« erzählt die Geschichte(n) der zivilen Seenotrettung von 2015 bis 2025 aus Sicht ihrer Aktivist:innen.
Zwei kritische aber nicht hoffnungslose Blicke auf und über das Mittelmeer – das nicht nur Burggraben und Massengrab, sondern auch ein internationaler Raum der Bewegungsfreiheit und der Solidarität sein kann.
English
"The refugees, the cursed, who had crossed the borders into Europe, reached for the eyes of the world, in the eyes of Europeans, for in their eyes they were the world. They carried a question with them: Those who only have their lives to save have nothing left to lose, not even life itself, resistance is futile, who then still carries hope?"
Yes, who carries hope? A question that couldn't be more urgent. Two authors approach it from very different starting points, which nevertheless converge in the salty waters of the Mediterranean: Luna Ali's debut novel "Da waren Tage" (There Were Days) processes the experience of the Syrian diaspora in Central Europe in the face of the 2011 revolution and their long, brutal deportation. Chris Grodotzki's reflection volume "Kein Land in Sicht" (No Land in Sight), published at the end of February, tells the story(s) of civilian sea rescue from 2015 to 2025 from the perspective of its activists.
Two critical but not hopeless views of and about the Mediterranean – which can be not only a moat and a mass grave, but also an international space of freedom of movement and solidarity.